Wie würden Sie ihre Zeit als Vorstände der Diakonie im Oldenburger Land rückblickend beschreiben?
Feld und Kollmann: Zusammengefasst kann man sagen, wir hatten zunächst eine Zeit der Konsolidierung, dann des Wachstums und jetzt gehen wir leider Mitten in einer schwierigen Situation für die gesamte Wohlfahrtspflege. Diese Krise hängt mit den wirtschaftlichen und politischen Rahmenbedingungen zusammen und das ist sehr schade!
In die Zeit der Konsolidierung fallen die Insolvenzen in den Altenhilfe-Einrichtungen, die Frage um die Zukunft der Fachklinik Oldenburger Land und ein riesengroßer Sanierungsstau in den Gebäuden der verschiedenen Hilfefelder. Andere wichtige Herausforderungen in unserer Anfangszeit waren die Gründung des Diakonischen Werkes in Niedersachsen (DWiN) und die Frage, ob das Diakonische Werk im Oldenburger Land eigenständig bleibt sowie der Abschied vom "Dritten Weg" und die damit verbundenen arbeitsrechtlichen Fragen.
Auf die Phase der Konsolidierung folgte eine Phase des Wachstums. Das wir trotz der Unterfinanzierung des Landesverbandes so viele Angebote erhalten und dazu wachsen konnten, ist nur durch die Unterstützung und Leistung der Mitarbeitenden möglich gewesen. Dazu gehört unter anderem der Bau der Fachklinik Weser-Ems, zwei neue Kitas und weitere Krippengruppen, das Projekt KIOLA und das Frauenhaus genauso wie das Projekt Querbeet. Außerdem ist die Diadema GmbH neu entstanden, eine Tagespflege zum Angebot dazugekommen und natürlich das Projekt Haarentor vorangebracht worden. Mit diesem Projekt wären wir zum Ende unserer Tätigkeit als Vorstände gerne weiter gewesen. Auch mit den Plänen für die Zukunft der Dietrich-Bonhoeffer-Klinik wären wir gerne schon weiter. Diese Projekte müssen wir genau wie die Stiftungsgründung und das Bauprojekt Haarentor unvollendet an unsere Nachfolger übergeben. Dazu kommt die schwierige Finanzsituation in den Kommunen und im Land, die wir bei allen Verhandlungen bemerken, sowie die Personalnot in Arbeitsfeldern wie der Pflege und der Behindertenhilfe und den Kitas. Der Fachkräftemangel in der Pflege bedrückt besonders, da dieses Arbeitsfeld seitens der Gesellschaft seit Jahren unterfinanziert und zu wenig wertgeschätzt wird.
Was werden Sie besonders vermissen?
Feld: Mir werden vor allem der persönliche Kontakt und die Gespräche mit den Mitarbeitenden fehlen und die Anregungen, die aus diesen Gesprächen entstanden sind.
Kollmann: Die Menschen, mit denen ich zusammengearbeitet habe. Zusammen mit den Teams in den Einrichtungen und im Landesverband haben wir Krisen gemeistert und gute Zeiten erlebt. Vermissen werde ich auch die Zusammenarbeit mit meinem Vorstandskollegen!
Was ist das Wichtigste, wenn man in den Ruhestand geht?
Feld: Das ist eine Frage, mit der ich mich gerade sehr beschäftige. Gibt es einen roten Faden? Was bleibt von meiner Arbeit? Ich kann sagen, dass mich in meiner Arbeit die Fragen der sozialen Gerechtigkeit und die Neugier auf Menschen geprägt haben. Für mich ist tätige Liebe die Antwort auf Gottes Liebe und das ist es auch, was zählt, wenn man in den Ruhestand geht. Ich kann Rückblickend sagen, dass ich viel Sinnvolles erreicht habe. Genauso wichtig wie der Blick zurück ist der Blick nach vorne. Ich habe Ideen für die Zeit nach der Arbeit und freue mich darauf. Genauso wie auf die Zeit mit meiner Frau.
Kollmann: Für mich ist wichtig, dass es kein abrupter Wechsel ist. Ich werde in meinem Leben auf dem Lande in der Wesermarsch aber gut beschäftigt sein und freue mich darauf, mehr Zeit für meinen Mann zu haben.
Was hat Sie bei der Diakonie im Oldenburger Land gehalten?
Feld und Kollmann: Wenn man bleibt, kann man etwas bewirken. Diese Haltung hat uns immer begleitet. Dazu fühlen wir uns den Mitarbeitenden in der Diakonie im Oldenburger Land verpflichtet und haben die tolle Zusammenarbeit im Vorstand sehr geschätzt.
Was waren für Sie Highlights in diesen Jahren?
Feld: Ein besonderes Erlebnis war sicherlich die Einweihung der Fachklinik Weser-Ems. Der ganze Prozess der Entstehung hat viel Spaß gemacht. Ich denke aber auch sehr gerne an einige Abende der Begegnung zurück. Und immer wieder überwältigend war die Hilfsbereitschaft der Menschen im Oldenburger Land, zum Beispiel in den NWZ-Weihnachtsaktionen zugunsten diakonischer Einrichtungen. Aber auch kleinere Momente bleiben stark in Erinnerung. Zum Beispiel Gespräche mit Mädchen aus den Wohngruppen der Jugendhilfe Collstede, die trotz des schwierigen Starts ins Leben voller Zutrauen zu sich und anderen waren.
Kollmann: Alle Momente und Begegnungen, die mich innerlich angerührt haben. Konkret zum Beispiel die Begleitung der Altenhilfeeinrichtungsleitungen in der Corona Pandemie. Dazu gehören aber auch Begegnungen mit Menschen, die in unseren Einrichtungen arbeiten und leben.
Was war für Sie stets wichtig in der Arbeit mit Menschen?
Feld: Kurz gesagt: Zuhören. Vertrauen schenken. Ermutigung. Ideen und Visionen teilen.
Kollmann: Einander offen und ehrlich zu begegnen und mein Handeln zu erklären.
Was möchten Sie den Mitarbeitenden in den Einrichtungen der Diakonie im Oldenburger Land mit auf den Weg geben?
Kollmann: Ihr seid tolle Menschen. Macht weiter und macht euch immer wieder den Wert der eigenen Arbeit bewusst.
Feld: Ich wünsche den Mitarbeitenden in der Diakonie außerdem, dass sie offen und neugierig bleiben für Glaubenserfahrungen.
Was wünschen Sie sich für die Zukunft der Diakonie im Oldenburger Land?
Kollmann: Ich wünsche der Diakonie im Oldenburger Land, dass sie mit Freude und Stolz auf ihre Arbeit sieht. Und dass sie den Wert dieser Arbeit auch nach außen und innen zeigt.
Feld: Für die Zukunft der Diakonie im Oldenburger Land wünsche ich mir, dass weiterhin die Unterstützung der Menschen in der Region im Mittelpunkt steht und für die Not der Menschen entsprechende Lösungen gefunden werden.
Ein zweiter Wunsch ist, dass die Kirche mit Stolz und Freude auf ihre Diakonie schaut.
Welche Aufgaben warten auf Sie? Wie sieht Ihr Unruhestand aus?
Feld: Ich möchte gerne meine Erfahrung weitergeben und im Bereich Beratung, Bildung, Coaching tätig sein. Weiter engagiert sein werde ich im zum Beispiel im Aufsichtsrat des Evangelischen Krankenhauses. Außerdem freue ich mich auf meine Holzwerkstatt. Für Kreative Beschäftigungen blieb in den Vergangenen Jahren nicht viel Zeit. Ich freue mich auf diese Freiräume.
Kollmann: Wie mein Vorstandskollege will auch ich gerne meine Erfahrung weitergeben. Außerdem habe ich Buchprojekte geplant und wieder mit Klavierstunden angefangen.