Oldenburg/Ammerland, 26.9.2023 - Automaten-Apps auf dem Handy, Tipplisten im Sportverein, Glücksspielelemente in Computerspielen: Die Hürde zum Spieleinstieg ist niedrig. Immer mehr Kinder und Jugendliche verbringen ihre Zeit mit Glücksspielen, die schon bei einem geringen Einsatz einen hohen Gewinn versprechen. Vielfach erfolgt der Einstieg mittels kostenfreier Spiele. Erste Erfolgserlebnisse stellen sich ein, wirken belohnend und legen eine Teilnahme am Echtgeldspielbetrieb nahe.
„Harmlose Kleinbeträge zu Beginn summieren sich schnell. Die Zahlen der riskant spielenden jungen Menschen sind besorgniserregend und erfordern eine frühe Aufklärung und Sensibilisierung“ berichtet Martina Kuhnt, Referentin und Landeskoordinatorin Glücksspielsucht bei der Niedersächsischen Landesstelle für Suchtfragen.
Sebastian Ihne, Suchttherapeut der Fachstellen Sucht im Ammerland und in Oldenburg, ist deshalb mit einem Rucksack vollgepackt mit Spielen zur Glücksspielprävention in Schulen unterwegs. Der Rucksack beinhaltet den Präventionsparcours "abgezockt", der speziell für Jugendliche und junge Erwachsene entwickelt wurde. Die unterschiedlichen Stationen klären über die Risiken des Glücksspiels auf und zeigen, wie sich Jugendliche selbst schützen können. „Jugendliche sind besonders gefährdet und erliegen leicht den Verführungen und Anreizen des Glücksspiels. Wir sind froh mit dem „abgezockt“-Glücksspielparcours jetzt ein hervorragendes Suchtpräventionsmaterial nutzen zu können“, sagt Ihne.
Kindern und Jugendlichen unter 18 Jahren ist es laut Jugendschutzgesetz untersagt an Glücksspielen teilzunehmen, trotzdem steigt die Zahl der teilnehmenden Jugendlichen an. Bereits 36% der 16 bis 17-jährigen Jugendlichen haben schon einmal an einem Glücksspiel teilgenommen. Dabei ist die Gruppe der Jugendlichen besonders gefährdet für die Entwicklung glücksspielbezogener Probleme. Je früher der Zugang zum Glücksspiel, desto größer ist die Gefahr ein problematisches Verhalten zu entwickeln. Zudem tendieren Jugendliche dazu, ihre Einflussnahme auf den Spielausgang durch individuelle Fähigkeiten zu überschätzen. Fast-Gewinne lösen Glücksgefühle aus und fördern eine Spielintensivierung. Doch der Spielspaß birgt auch Risiken.
Der Präventionsparcours "abgezockt" wurde speziell entwickelt, um Jugendliche und junge Erwachsene für die Risiken des Glücksspiels zu sensibilisieren und ihnen Werkzeuge an die Hand zu geben, um sich selbst zu schützen. Er bietet eine interaktive und informative Erfahrung, die auf die Bedürfnisse und Interessen der jungen Generation zugeschnitten ist. Durch verschiedene Stationen und Übungen werden die Jugendlichen ermutigt, kritisch über Glücksspiel nachzudenken und verantwortungsvolle Entscheidungen zu treffen. Der Parcours kann künftig in niedersächsischen Schulen und Jugendeinrichtungen eingesetzt werden. „Glücksspielsucht ist ein ernstzunehmendes Problem. Deshalb verstärken wir unser Engagement in Niedersachsen durch die Förderung des Glücksspielparcours“, sagt Dirk Vennekold, Leiter der DAK-Landesvertretung Niedersachsen. „Wir wollen bereits früh im Umfeld Schule für das Thema sensibilisieren und damit der Glücksspielsucht in Niedersachsen den Kampf ansagen.“
Der Glücksspielparcours wurde im Jahr 2012 vom Landesinstitut für Lehrerbildung und Schulentwicklung Hamburg und dem SuchtPräventionsZentrum gemeinsam mit Glücksspielfachkräften aus unterschiedlichen Bundesländern entwickelt und im Anschluss evaluiert. Der neue Glücksspielparcours „abgezockt“ wurde auf Grundlage neueren Entwicklungen im Bereich überarbeitet und um wichtige Inhalte ergänzt (Sportwetten, Online-Glücksspiel, Glücksspielwerbung und simuliertes Glücksspiel). Die DAK-Krankenkasse fördert die Materialentwicklung und Umsetzung des Parcours. Weitere Infos gibt es auf www.abgezockt-parcours.de.
Ihre Ansprechpartnerinnen:
Martina Kuhnt & Neela Schremmer
Referentinnen für Glücksspielsucht
Niedersächsische Landesstelle für Suchtfragen NLS
Grupenstraße 4 - 30159 Hannover
Tel.: 0511 62 62 66-0
www.nls-gluecksspielsucht.de