Pressemitteilungen Archiv 2019

Tag ohne Alkohol gibt das schönste Gefühl

Erstellt von Kerstin Kempermann |

ERfolgsgeschichten motivieren - Wohnheim Friedensplatz ist seit 20 Jahren Ausgangspunkt für ein Leben ohne Suchtmittel

Brake, 15.7.2019 -  Das Wohnheim Friedensplatz in Brake feiert in diesem Jahr seinen 20. Geburtstag. Für viele Frauen und Männer war und ist es der Ausgangspunkt für ein Leben ohne Suchtmittel. Denn das Wohnheim Friedensplatz ist eine Einrichtung der Eingliederungshilfe für chronisch mehrfach abhängigkeitskranke Menschen. „Bei uns leben Menschen, die aufgrund ihrer Sucht temporär nicht mehr alleine leben und sich nicht mehr selbstständig versorgen können“, berichtet Einrichtungsleiterin Anja Schwiertz.<o:p></o:p>

 

Vom ersten Tag mit dabei ist Marina Zimmermann. Sie arbeitet in der gesundheitlichen Betreuung. Und warum sie nach 20 Jahren immer noch dort ist, kann sie am Beispiel eines der ersten Bewohner, mit dem sie heute noch regelmäßig im Gespräch ist, ganz genau erzählen, „Er hat vier Jahre hier gelebt. Und er sagt, es war eine Zeit mit Höhen und Tiefen. Er sagt, das erste Jahr war ein ständiger Kampf gegen den Suchtdruck – er sagt allerdings Saufdruck. Und es sei schwer gewesen, so lange im Doppelzimmer zu wohnen. Schwer, sich als erwachsener Mensch an so viele Regeln halten zu müssen. Aber er sagt auch, es war das schönste Gefühl, abends im Bett zu liegen und einen weiteren Tag ohne trinken – er sagt saufen – hinbekommen zu haben“, so schildert es Zimmermann. <o:p></o:p>

 

Und die Geschichte geht weiter. Nach dem Auszug fand der ehemalige Bewohner schnell einen Aushilfsjob. Daraus wurde eine feste Arbeit. Sein eigenes Auto hat er Zimmermann später stolz präsentiert. „Nicht jede Geschichte endet so“, schränkt Zimmermann ein. Einigen Bewohnern fehle die Kraft, Hilfe anzunehmen. Aber weitaus öfter dürfen die Mitarbeiter des Wohnheimes erleben, wie sich die Frauen und Männer ein Stück ihrer Persönlichkeit zurück erkämpfen. <o:p></o:p>

 

Die Freude über die geglückten Wege ist über die Jahre gleichgeblieben. Doch das Wohnheim und die Arbeit der Mitarbeiter hat sich in den 20 Jahren durchaus verändert. Aus den meisten Doppelzimmern sind durch Neubauten und Umbauten Einzelzimmer geworden. Ein großer Fortschritt für die Bewohner. Und auch in der Suchtarbeit hat sich in den 20 Jahren viel verändert. „Heute wird Sucht als Krankheit anerkannt. Das war geschichtlich nicht immer so“, sagt Schwiertz. <o:p></o:p>

 

Auch die Bewohnerzusammensetzung hat sich verändert. Waren zu Beginn fast alle Bewohner zwischen 40 und 50 Jahre alt, geht die Spanne heute von 24 bis 73. Und viele Bewohner haben Doppeldiagnose. Neben der Sucht spielen auch psychische Erkrankungen und körperliche Einschränkungen eine große Rolle. Daraus ergibt sich eine der aktuellen Herausforderungen für das Wohnheim: Für die Behandlung braucht es ein breites Netzwerk an Ärzten und Psychiatern. In der Wesermarsch nicht immer einfach.<o:p></o:p>

 

Dabei sind die Schicksale und die Menschen hinter den Suchtgeschichten ganz individuell. Und so individuell werden sie in der Braker Einrichtung auf ihrem Weg aus der Sucht auch unterstützt. Einzige Bedingung: Wer ins Wohnheim zieht, darf keinen Alkohol konsumieren. Um das zu schaffen, haben die Frauen und Männer eine feste Tagesstruktur. Beim Arbeitstraining werden die Interessen der Bewohner berücksichtigt. „Dank unserer Halle können wir viele verschiedene Tätigkeiten anbieten“, freut sich Schwiertz über die Möglichkeiten am Standort Brake. <o:p></o:p>

 

Wichtig ist der Einrichtungsleiterin auch die Integration in den Ort. Die gelingt in den Selbsthilfegruppen der Diakonie-Fachstelle Sucht, im Fußballverein oder in Laufgruppen. „Unser Ziel ist es, die Bewohner zu unterstützen, ein normales selbstbestimmtes Leben zu führen. Deshalb schauen wir ganz genau, was jeder selbst kann. Jeder bekommt die Unterstützung, die nötig ist. Aber auch die Verantwortung, die möglich ist.“ Mehr Selbstständigkeit ist zum Beispiel in den Außenwohnungen des Wohnheims möglich. Und mit Genehmigung der Kostenträger ist es auch nach einem Auszug möglich, weiter an der Tagesstruktur des Wohnheims teilzunehmen. „Wir freuen uns, dass viele Ehemalige Bewohner dem Wohnheim nach dem Auszug verbunden bleiben“, erzählt Schwiertz. Zu den Feiern an Weihnachten und Silvester sind Ehemalige bewusst eingeladen. <o:p></o:p>

 

Info:<o:p></o:p>

 

Das Wohnheim Friedensplatz bietet 48 Plätze. 30 Mitarbeitende arbeiten in der Einrichtung der Diakonie. Seit 2017 bietet das Wohnheim neben dem stationären Angebot ein ambulant betreutes Wohnen an. Suchtkranke aus der Wesermarsch, die weiter in ihrer eigenen Wohnung leben bleiben, bekommen vor Ort Unterstützung durch Sozialpädagogen. Diese unterstützen bei der Abstinenz oder der Reduzierung des Alkoholkonsums, aber auch bei Behördengängen, Einkäufen oder familiären Problemen.<o:p></o:p>

 

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