„Ich hoffe auf ein besseres Leben“

Erstellt von Kerstin Kempermann |

Eine Bewohnerin des Frauenhauses berichtet anlässlich des Internationalen Tages zur Beseitigung von Gewalt gegen Frauen am 25. November was das Hilfsangebot für sie bedeutet.

Ammerland/Wesermarsch, 23.11.2024 - Das Frauen- und Kinderschutzhaus für die Landkreise Ammerland und Wesermarsch hat seit seiner Eröffnung bereits 374 Frauen und 522 Kindern Schutz geboten (Zahlen bis einschließlich September 2024). Die hohe Zahl der Kinder ist auf die besonderen Rahmenbedingungen des Schutzhauses zurückzuführen. Die Räume können variabel so zusammengelegt werden, dass auch Frauen mit vielen Kindern gut untergebracht werden können. Außerdem nimmt die Einrichtung auch Kinder vom Babyalter bis zum 18. Lebensjahr gemeinsam mit ihren Müttern auf. Das gilt nicht nur für Mädchen, sondern auch für Jungen.

Anlässlich des Internationalen Tages zur Beseitigung von Gewalt gegen Frauen am 25. November ist es der Leitung des Frauenhauses wichtig, auf die bedeutende Rolle der Frauenhäuser hinzuweisen. Sie bieten Schutzräume und Perspektiven für Frauen und ihre Kinder, die von Gewalt betroffen sind.

Im Interview schildert eine Bewohnerin, wie das Frauenhaus ihr Leben verändert hat. Zum Schutz der Frau werden keine persönlichen Informationen über sie preisgegeben.

Was bedeutet die Möglichkeit, im Frauenhaus zu leben, für Sie?

Ich bin sehr dankbar, dass es in Deutschland solche Möglichkeiten für Frauen gibt – Orte, an denen Frauen Schutz finden können. Ich selbst hatte hier niemanden, der mir hätte helfen können. Ich glaube, dass es viele Frauen gibt, die solche Einrichtungen nicht kennen und oft Angst haben, weil sie keine Chance sehen, etwas ändern zu können, oder keine Hilfe finden.

Was hat sich in Ihrem Leben durch das Frauenhaus verändert?

Durch die Möglichkeit, ins Frauenhaus zu gehen, konnte ich mich von meinem Partner trennen und habe dadurch wieder Hoffnung auf ein besseres Leben gewonnen. Ich habe nun eine Perspektive für meine Zukunft und ein wenig mehr Selbstvertrauen. Ich hoffe auf ein besseres und ruhigeres Leben mit meinem fast erwachsenen Kind.

Durch die Zeit im Frauenhaus habe ich wieder mehr Energie für mein Kind und kann besser für es da sein. Ich habe zudem mehr Menschen kennengelernt und fühle mich nicht mehr so allein mit meinen eigenen Problemen. Außerdem habe ich gesehen, dass andere Frauen es oft noch schwerer haben, was meine eigenen Probleme relativiert hat.

Was war der Auslöser dafür, dass Sie sich Unterstützung geholt haben bzw. ins Frauenhaus gegangen sind?

Es ging einfach nicht mehr. Ich hatte das Gefühl, mich selbst zu verlieren. Mein Kind hat darunter gelitten, dass es mir so schlecht ging, und ich hatte keinerlei Hoffnung mehr, dass sich etwas verbessern würde.

Was raten Sie Frauen in ähnlichen Situationen?

Sie sollten mehr Vertrauen in sich selbst haben, keine Angst haben und den Mut aufbringen, diesen Weg zu gehen. Wenn es die Möglichkeit gibt, sollten sie den Schritt nach vorn wagen und nicht zurückgehen. Meistens ist bereits so vieles kaputtgegangen, und es wird selten besser, wenn man wieder zurückgeht.

 

 

Infobox Frauen und Kinderschutzhaus der Landkreise Ammerland und Wesermarsch:

Häusliche Gewalt kann jede Frau treffen. Aktuellen Studien zufolge erlebt jede dritte Frau in ihrem Leben körperliche und/oder sexuelle Gewalt. 

Das Frauen- und Kinderschutzhaus der Landkreise Ammerland-Wesermarsch bietet eine sichere Unterkunft und Schutz vor weiterer Gewalt. Deshalb ist der Aufenthaltsort der Frauen und Kinder anonym und wird nicht bekannt gegeben.

Von Partnerschaftsgewalt oder Stalking betroffene Frauen und ihre Kinder haben in eigenen Appartements die Möglichkeit zur Ruhe zu kommen. 

Das Frauen- und Kinderschutzhaus soll möglichst vielen Frauen offen stehen - unabhängig von ihrer Herkunft, ihrem Alter, der Anzahl der Kinder, der Religionszugehörigkeit, ihrer finanziellen Situation usw. Das Frauen- und Kinderschutzhaus ist mit einem Fahrstuhl ausgestattet und es gibt ein rollstuhlgerechtes Appartement. Auch Frauen und Kinder mit anderen Behinderungen oder Erkrankungen sind willkommen.

Neben Aufnahme und Schutz erhalten die Frauen und Kinder Begleitung und Beratung durch die Mitarbeiterinnen des Frauenhauses. Gemeinsam werden Wege aus der Krise gesucht und eine neue Perspektive entwickelt.

In einer akuten Gefahrensituation können die Frauen und Kinder durch die Polizei (Tel.: 110) zu uns gebracht werden. Weniger belastend ist es aber für alle Beteiligten, wenn die Aufnahme durch vorherige Kontaktaufnahme mit uns geplant wird. Bei akuter Gefährdung ist selbstverständlich auch ein sofortiger und spontaner Einzug möglich.

Die Mitarbeiterinnen des Frauen- und Kinderschutzhauses sind rund um die Uhr im Frauen- und Kinderschutzhaus erreichbar:

Tel: 0441 / 21001-495

Email: dwo.frauenhausdiakonie-ol.de

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